Nach der Evakuierung von über 7.500 Frauen durch das Internationale sowie das Dänische und Schwedische Rote Kreuz (Aktion Bernadotte) blieben im KZ Ravensbrück über 20.000 Häftlinge zurück. In Kenntnis der näherrückenden Front versuchte die SS hektisch das Lager zu räumen. Trotz Interventionen durch das International Rote Kreuz wurden die Häftlinge am 27. und 28. April von der SS auf die von zurückweichenden Wehrmachtseinheiten und Flüchtlingen verstopften Straßen getrieben. Die Häftlingskolonnen verließen das Lager zu Fuß, unzureichend bekleidet und ohne Versorgung. Sie wurden bewacht von SS-Mannschaften mit Hunden. Die Größe der Kolonnen lag bei ca. 300 - 500 Häftlingen. Kinder im Alter von 6 - 14 Jahren marschierten verteilt in den einzelnen Blöcken mit. Ziele der auf verschiedenen Wegen marschierenden Kolonnen waren die Außenlager Malchow und Schwerin.
Viele Häftlinge wurden während des Marsches von Wachleuten erschossen, weil sie völlig entkräftet nicht mehr Schritt halten konnten oder zu flüchten versuchten. Margit I., eine der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen aus dem Lager Waldorf, gibt 1945 zu Protokoll:
"Am Wege von Ravensbrück
nach Malchow wurde eine Großzahl der zu Fuß Evakuierten
erschossen. Die Erschießungen erfolgten hinter der Kolonne.
Ich hörte oft schießen und hatte Angst mich umzusehen
...
"
[Quelle ]
Durch das schnelle Vorrücken der Front verstärkten sich die Tieffliegerangriffe und Kampfhandlungen. Das dadurch entstandene Chaos nutzten zahlreiche Häftlinge sowie Angehörige des SS-Wachpersonals zur Flucht. Die teilweise versprengten Kolonnen vermischten sich sich mit Häftlingsgruppen anderer Kolonnen und KZs.
Nachdem die Alliierten Truppen das Gebiet eingenommen hatten, entstanden riesige Sammelplätze für Häftlinge, Flüchtlinge, Wehrmachtssoldaten und Angehörige der SS. Viele Überlebende der Todesmärsche kehrten aber auch erneut in das Lager Ravensbrück zurück. Sie waren zu schwach für lange und unberechenbare Heimwege. Trotz sofortiger Hilfe und medizinischer Betreuung starben hier noch viele an Typhus, Tbc und anderen Folgen der schweren Haftzeit.