Vom 22. August bis zum 24. November 1944 wurden 1700 ungarischen
Jüdinnen im Alter zwischen 14 und 46 Jahren als Zwangsarbeiterinnen
beim Ausbau des Frankfurter Flughafens eingesetzt. Im Frühsommer
1944 waren sie aus ungarischen Internierungslagern nach
Auschwitz
deportiert und dort für den Arbeitseinsatz selektiert worden.
"Die Selektion entschied über Leben
und Tod. Kam man bei der Selektion auf die andere Seite, so bedeutete
das: Gaskammer. Aber auch wenn man zur Arbeit ausgemustert wurde,
war es damit noch keineswegs gewiss, dass man gerettet war. Es
hing viel davon ab, in welches Lager man kam.
"
[Quelle
]
Von Auschwitz wurden die Frauen in das
hessische KZ-Außenlager Walldorf
verbracht.
"Wir waren in Güterwaggons eingesperrt
und dort, an einem Seitenplatz (Nebengleis) hat man uns ausgeladen.
Auf der Rampe war groß aufgeschrieben Frankfurt am Main.
Von dort sind wir weit, weit gegangen, wie weit genau weiß
ich nicht mehr, nur, dass es sehr schwer zu gehen war. Wir waren
so schwach nach drei Tagen ohne Wasser, ohne Essen, ohne alles.
"
[Quelle ]
Sie wurden zum Arbeitseinsatz
am Flughafen Frankfurt eingeteilt. Die Sommerkleider, mit denen
sie in Frankfurt ankamen, wurden während der gesamten Zeit
nicht durch angemessene Bekleidung ersetzt.
"Vom Flughafen haben wir leere Zementsäcke mitgenommen. Ich war
Schneiderin und habe für viele etwas daraus gemacht. Der
Zementsack war drei-, viermal doppelt; oben habe ich für
den Kopf ausgeschnitten und hier und hier ... Damit haben wir
aus dem Zementsack eine Art Kleid gemacht; das haben wir unter
unserem Kleid getragen. Das war ein guter Schutz gegen den Wind.
"
[Quelle ]
Der ehemalige Luftwaffenhelfer
Karl W. (geb. 1928) erinnert sich:
"Die Frauen hatten in der unfreundlichen
Jahreszeit dünne Sommerkleider an, die Haare ganz kurz, Zementsäcke
umgehängt und die Beine mit Wellpappe umwickelt, mit einer
Kordel festgezogen - ein Bild des Elends. Ich habe gesehen, dass
sie Erdarbeiten an der Rollbahn verrichtet haben. Ich war entsetzt.
"
[Quelle ]
Die unmenschliche Behandlung, die
körperliche Schwerarbeit, die die Frauen bei völlig
unzureichender Ernährung ca. drei Monate lang leisten mussten,
führten dazu, dass im November die meisten von ihnen nicht
mehr arbeitsfähig waren.
Am 24. November 1944 wurde das
Lager in Walldorf aufgelöst und die überlebenden Frauen
- ca. 1650 - ins KZ Ravensbrück
überstellt. Die meisten von ihnen erlebten das Kriegsende
nicht mehr; sie wurden ermordet, starben infolge der Zustände
in Ravensbrück oder auf Todesmärschen.