"Seit Ende des Zweiten Weltkrieges werden
die Vernichtungslager immer wieder mit den Konzentrationslagern
verwechselt, von denen es Dutzende in Deutschland und im besetzten
Europa gab (...).
Es gibt zwei Hauptgründe für die beharrliche Verwechslung
dieser ganz unterschiedlichen NS-Einrichtungen. D[er] erste ist,
dass verschwindend wenige Menschen die Vernichtungslager überlebt
haben. (...) Der zweite, wesentlich heiklere Grund ist der, dass
die Öffentlichkeit - nicht nur in Deutschland, sondern auch
in der restlichen Welt - es lange abgelehnt hat, sich mit der
tatsächlichen Existenz dieser Vernichtungslager auseinanderzusetzen.
Es gab vier derartige Einrichtungen, und sie waren ausschließlich
für die Vernichtung konzipiert. [Dez ´41 Chelmno (Kulmhof),
März ´42 Belzec, Mai ´42 Sobibor, Juni ´42
Treblinka] Alle befanden sich in einem Umkreis von 300 Kilometern
rund um Warschau.
... Keines der vier (ausschließlichen) Vernichtungslager
existierte länger als 17 Monate. Nach dieser Zeit wurde eines
nach dem anderen von der SS dem Erdboden gleichgemacht. Nach offizieller
polnischer Schätzung - der vorsichtigsten und nicht allgemein
anerkannten - wurden in diesen Lagern ungefähr 2 Millionen
Juden und 52 Tausend Zigeuner (mindestens ein Drittel davon Kinder)
während dieser 17 Monate getötet.
Auch manche der Konzentrationslager hatten Gaswagen, Gaskammern,
Krematorien und Massengräber. Auch dort wurden Menschen erschossen,
bekamen tödliche Injektionen und wurden vergast - und ausser
denen, die ermordet wurden, starben Hunderttausende an Erschöpfung,
Hunger und Krankheiten. Aber in allen - selbst in Birkenau, der
Vernichtungsabteilung von Auschwitz - bestand eine Chance zu überleben.
In den Vernichtungslagern hatten nur die jämmerlich wenigen
eine Überlebenschance, die von einem Tag auf den anderen
als "Arbeitsjuden" ausgesucht wurden, um die Lager in
Betrieb zu halten. Nur 87 [spätere Zahl: ca 100] Menschen
- darunter kein Kind - überlebten die vier Nazi-Todeslager
in Polen.
"
[Quelle ]